
Kolbenfresser – die Campingküche: Kochen und Backen im Wohnmobil
Campingausflüge oder Festivals haben wir früher mit einer Dose Ravioli, einer Packung Toast, einzeln in Plastik verpackte Käsescheiben, Ketchup, Mayonnaise oder Remoulade und einem Brioche begangen. Richtig dekadent wurde es, wenn wir zum Erhitzen der Dose (ja, der Dose, ohne Topf!) noch eine kleine Campinggas Kartusche dabei hatten. War als Campingküche ausreichend.
Heute sieht das ganze anders aus. Wir reisen mit unseren Kindern und legen mittlerweile auch Wert auf unsere eigene Gesundheit und sind uns der Rolle bewusst, die unsere Ernährung auf unser Wohlbefinden hat. Deshalb hat unsere Campingküche heute nichts mehr mit der damals zu tun.
Wie wir im Wohnmobil kochen und backen und dabei trotzdem minimalistisch unterwegs sind, erfährst du jetzt:
Campingküche: Kochen im Wohnmobil
Wir kochen mit Gas. Wer da gerne autarker ist, kann seinen Herd natürlich auch mit Solarstrom betreiben, wenn ausreichend Power vorhanden ist. Da wir unser Wohnmobil aber nicht gänzlich selbst zusammengeschustert haben, sondern einige Dinge übernommen haben, haben wir nun einen Gasherd. Ich mag daran, dass es schnell heiß und auch schnell wieder kalt ist.
An Kochgeschirr haben wir tatsächlich nur dies hier dabei:
1 großen Topf für z. B. Suppen, Nudeln, Kartoffeln
1 kleinen Topf für z. B. Reis, Soßen
1 große Pfanne mit Deckel (warum der wichtig ist, liest du im nächsten Kapitel!)
1 kleine Pfanne
Campingküche-Hack:
Mit diesem sog. Couscouskocher sparst du dir Kochzubehör! Dieser Topf kann zum Einen als ganz normaler Topf verwendet werden, zum anderen kannst du aber den Siebeinsatz oben drauf zum schonenden Dämpfen von Gemüse, Couscous etc. nutzen, während du im Topf darunter die Soße zubereitest. Der Dampf zieht von unten nach oben und das Gemüse wird direkt im würzigen Dampf gedünstet! Zeitgleich dient der Siebeinsatz natürlich noch als normales Sieb und du sparst Platz ein.
Wir haben diesen Topf bei der Mama einer tunesisch-stämmigen Freundin gesehen und waren direkt begeistert. Danke Narjes :D.
Campingküche: Backen im Wohnmobil
Viele Wohnmobile verfügen mittlerweile über einen Gasbackofen. Unseres nicht. Trotzdem müssen wir nicht auf’s Backen verzichten und vermissen auch nicht den Komfort durch einen normalen Backofen.
Wir nutzen ganz einfach einen Camping Gasbackofen, den wir auf unseren Gasherd stellen! Da es nicht nur den allseits bekannten Omnia gibt, mag ich euch neben dem Omnia noch zwei Alternativen vorstellen:
Alternativen zum Omnia: Mobile Gasbacköfen im Vergleich
Omnia* oder nicht, das bleibt wohl weiterhin Geschmacksache. Für uns vier gefräßige Mäuler eigentlich zu klein, haben wir sie trotzdem dabei für kleine Kuchen und Aufläufe. Glücklicherweise hat Omnia nun eine größere Verwandte herausgebracht, die Maxiform, die doppelt so viel Fassungsvermögen hat, um auch ganze Familien satt zu kriegen!
Der Pardini* Gasbackofen kommt von vornherein mit einem größeren Fassungsvolumen. Allerdings ohne weiteres Zubehör. Sogar ohne die Plattform, auf die Omnia und Home Fornetto setzen. Tatsächlich tut dies der Funktion keinen Abbruch, wie ich selber austesten konnte. Auch mit dem Pardini habe ich Kuchen gebacken, der von unten nicht verkohlt war und zudem ein gutes Stück größer werden durfte als in der Original-Omnia.
Home Fornetto* mit 28cm bietet eine angenehme Größe. Mit seinen Griffen hebt er sich von der Omnia (Griffe müssen hier extra gekauft werden) ebenso ab wie der Pardini. Er ist allerdings auch mit 24cm erhältlich.
Anstelle der Silikonbackform kann die Form auch mit Backpapier ausgelegt oder einfach gut eingefettet werden.
Ist die Nutzung von Omnia & Pardini & Home Fornetto gesundheitschädlich?
Anfangs hatte ich gesundheitliche Bedenken wegen des Aluminiums. Wer will das schon unfreiwillig beim Essen aufnehmen?! Die Aluminiumgefahr kann ich nicht ganz in die Ecke stellen, auch wenn es mittlerweile Studien gibt, die von Unbedenklichkeit sprechen. Aus diesem Grund verwende ich lieber hochwertiges Silikon. Auch hier kann es gesundheitliche Gefahren geben, allerdings ist es wichtig drauf zu achten, dass das Silikon getempert wurde, d.h. über einen längeren Zeitraum erhitzt, so dass die sich lösbaren Bestandteile rauslösen. Bei einem Billigprodukt, das nicht dieser Prozedur unterzogen wurde, könnt ihr einen chemischen Geruch nach der ersten Nutzung wahrnehmen.
Wer keine Silikonform zur Hand hat, kann auch die Form mit Backpapier auslegen.
Tipp: Das Tempern kannst du auch selbst nachholen: Die Form bei 200 Grad mindestens 4 Stunden in den Backofen stellen.
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Campingküche-Hack: Pfannenpizza und Pfannenbrot
Die Problematik der Größe und Form bei den Gasbacköfen hat uns dazu gebracht, einfach etwas herumzuexperimentieren in unserer Campingküche. Jetzt nutzen wir unsere große Pfanne mit Glasdeckel nicht mehr nur zum Braten, sondern auch zum Backen!
Brotteig stellen wir wie gewohnt her und backen ihn bei geschlossenem Deckel halb durch, wenden den Brotlaib einmal und backen ihn dann von der anderen Seite durch. So müssen wir nicht mit der „Donut“-Form der obigen Gasöfen leben und es finden auch deutlich schwerere und größere Brote in der Pfanne Platz.
Absolut begeistert sind wir aber jedes Mal von unserer Pfannenpizza! Auch hier stellen wir den Teig wie gewohnt her, belegen ihn und dann wird die Pizza mit geschlossenem Deckel (!) gebacken. Dadurch, dass der Dampf sich innen verteilt, wird auch unser (veganer) Käse von oben geschmolzen.
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Pssst: Das ganze klappt auch mit TK-Pizza und geht viel schneller als in einem herkömmlichen Ofen.
Nie wieder backen wir Pizza in einem normalen Backofen, nur noch in der Pfanne! Ausnahmen machen wir natürlich bei einem richtigen Steinofen. 😀
Fazit: Einbaubackofen oder nicht?
Du bist definitiv nicht aufgeschmissen ohne Einbaubackofen. Zudem kommst du auch noch gesünder weg, wenn du weniger backst. Ob das ein Argument für dich ist? 😉
Campingküche: Kühlschrank, Kühltruhe oder gar nichts?
Einer meiner Wünsche ist tatsächlich ohne Kühlschrank zu leben. Okay, die Allgemeinheit kann sich das nicht vorstellen. Auch Marc nicht. Also haben wir noch einen alten Kühlschrank in unserer Campingküche, der auf Gas, 12V und 230V läuft. Im Gegensatz zu unserem Kühlschrank, den wir in unserer letzten Wohnung hatten, ist dieser natürlich auch sehr klein, aber genau das sorgt dafür, dass wir noch mehr frisch kaufen und zubereiten und weniger bunkern.
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Ich denke ja, dass sogar eine Kühltruhe als Kompromiss ausreichend wäre und der Platz des Kühlschranks besser genutzt wär, um noch mehr Stauraum für Obst und Gemüse zu schaffen (das gar nicht immer gekühlt werden muss). Doch wie geht das?
Leben ohne Kühlschrank
Auch genau wegen unseres Lebensstils benötigen wir eigentlich keinen Kühlschrank in unserer Campingküche. Warum? Weil wir sowieso nicht viel Stauraum haben, um große Vorräte anzulegen, sondern mindestens 1-2x die Woche frisch einkaufen. Kaufe am besten mit Plan ein, so dass du deine verderblichen Lebensmittel innerhalb von einer Woche verbrauchst. Mir hilft diese Art des Einkaufens zudem, meinen Kopf freier und mir nicht auch noch Gedanken über „Was soll ich denn kochen?“ zu machen…
Schnell verderbliches wird sowieso schnell zubereitet (Brokkoli, Blumenkohl, Salate und Grünzeug wie Spinat, Pak Choi etc) und durch unsere hauptsächlich vegane Lebensweise haben wir kaum leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Milch & Co. im Kühlschrank.
Wer auf Fleisch und Wurst aber auch ohne Kühlschrank nicht verzichten mag, kann sie nach dem Kauf direkt verarbeiten oder aber auf luftgetrocknete Produkte zurückgreifen, die nicht gekühlt werden müssen. Auch Pflanzenmilch hält sich selbst bei hohen Außentemperaturen um die 48h. Es gilt je kälter, desto länger. Ein Liter Pflanzenmilch wird bei uns i.d.R. aber innerhalb eines Tages für Müsli, Kaffee und Co. verbraucht.
Lagerungstipps für deine kühlschrankfreie Campingküche
• Kartoffeln, Kürbisse, Zwiebeln und Kohl lagern wir dunkel und trocken.
• Wasserhaltiges Gemüse wie Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini gehören ebenfalls nicht in den Kühlschrank!
• Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen etc. kaufen wir auf Märkten getrocknet und lagern sie im Glas.
• Alles mit Wurzeln wie Frühlingszwiebeln, Porree & Co. kannst du in ein Glas Wasser stellen.
• Obst kühlen sowieso die wenigsten, da ändert sich nichts. Äpfel vom Rest trennen, der sonst schneller reift und verdirbt.
• Karotten und andere Knollen und Wurzeln halten sich in feuchtem Sand frisch. Nun hat nicht jeder eine Sandkiste im Wohnmobil (außer im Bett, wenn man am Strand steht…), doch sollte man sich überlegen, ob man nicht eine wasserdichte Schublade oder einen Kasten mit Sand füllen mag, wenn man viel und oft Wurzelgemüse zu sich nimmt. Wer länger am selben Ort bleibt, kann natürlich auch den Strand vor der Tür wählen oder einen Erdkühlschrank bauen.
Auch hier gilt: Hat es noch Wurzeln, kann es auch in Wasser gestellt werden.
Nutze, was da ist:
Kühlt die Luft nachts ab, kannst du deine Lebensmittel über Nacht rausstellen. Achte aber drauf, dass keine Tiere dran kommen und es auch nicht friert. Tagsüber steckst du die so gekühlten Lebensmittel in eine isolierte Box oder Tasche, die die Temperatur noch hält.
Hast du eine Gewässer an deinem Standort, kannst du deine Lebensmittel auch durch das Wasser kühl halten. Stelle sie in einer Box gut verankert ins Gewässer.
Campingküche- Hack: Der Verdunstungskühlschrank
Du kannst dir auch einen Verdunstungskühlschrank für deine Campingküche selber bauen: Dazu benötigst du nur zwei Tontöpfe, die du ineinander stecken kannst. Fülle den größeren mit Sand, stecke den kleineren hinein und fülle die Zwischenräume bis oben mit Sand auf, den du nun mit Wasser feucht hältst.
Stelle die Töpfe mit einem feuchten Tuch bedeckt optimalerweise an einen luftigen Ort. Die Feuchtigkeit an der Außenseite der Tonkrüge verdunstet und entzieht dabei dem Inneren die Wärme. So halten deine Lebensmittel länger frisch.
Elektrische Küchenhelfer in der Campingküche
Der Spagat zwischen Minimalismus, gesunder Ernährung und wenig Aufwand im Familienalltag ist für uns nicht immer leicht. Wir lieben Smoothies und Suppen einfach. Die Schnelligkeit bei der Zubereitung und die Möglichkeiten der Variationen sind einfach unschlagbar. Deshalb haben wir hochwertige Küchenhelfer „mit Wumms“ in unserer Campingküche dabei.
Lange haben wir die 10€-Pürierstäbe genutzt, die nach spätestens sechs Monaten durch waren und auch nicht im Stande waren wirklich cremige Suppen zu kreieren. Nach dem x-ten Stab hab ich dann endlich mal etwas mehr Geld in die Hand genommen und nun begleitet uns schon seit 2016 der selbe Stab, der auch wunderbar in unserer Campingküche im Wohnmobil läuft.
Der im Umfang enthaltene Zerkleinerer dient uns ganz besonders zum Schroten von Getreide, Samen und Nüssen.
Hochleistungsmixer in der Campingküche?
Jepp, wir sind die, die von vielen Leuten für verrückt gehalten werden und einen Hochleistungsmixer dabei haben. 😀 Auf ihn wollen wir aber keinesfalls in unserer Campingküche verzichten!
Für unseren Hochleistungsmixer haben wir extra unsere Batterien und unseren Wechselrichter angepasst. Aber auch mit nur 300 Watt Solarpanelen auf dem Dach können wir diesen mittlerweile bei voller Leistung verwenden. Achte besonders drauf, dass du für hohe (und schnelle) Stromverbraucher keine Gelbatterien verwendest, die gar nicht darauf stehen, plötzlich, kurz und viel Strom abzugeben. Mit knapp 1400 Watt ist das natürlich ein überdurchschnittlicher Verbraucher im Wohnmobil, weshalb unser Wechselrichter auch angepasst werden musste.
Solltest du zweifeln, ob du deinen heißgeliebten Mixer mitnehmen solltest, dann bedenke bei so einem Gerät, dass es ja nur für ein paar Sekunden am Tag läuft und nicht im Dauerbetrieb verwendet wird.
Campingküche: Ausstattung
Ein paar Must-haves unserer Campingküche stelle ich dir hier noch vor.
Ganz vorn voran und für Marc, unseren Kaffeejunkie, nicht mehr wegzudenken unseren Espressokocher.
Wer dazu noch gerne selber Kaffee mahlt oder Kaffee und Tee aus der French Press genießen will, ist auch beim Camping nicht aufgeschmissen und spart sogar Strom durch Handarbeit!
Achtung: Die French Press nicht direkt auf den Gasherd stellen, sondern das Wasser in einem Topf vorab erhitzen!
Abtrocknen für Faule
Ich hasse abtrocknen. Menschen mit dekadentem Geschirrspüler im Wohnmobil lesen jetzt einfach nicht weiter. 😀 Hast du keinen an Bord, so wie wir, dann hab ich was für dich, was dich eventuell interessieren könnte.
Abtropfgestelle sind dir sicherlich bekannt, meistens sind sie komplett aus Plastik und nur blöd zu reinigen. Sie sind sperrig und groß und zerbrechen schnell dank minderwertiger Qualität und sehen – sind wir mal ehrlich – kacke aus. Zudem sammelte sich in unserem immer so viel Wasser, dass es unpraktisch war, es zur Spüle zu transportieren, um es auszukippen. War zu viel Wasser drin, lief es aus den Löchern an den „Beinchen“ über.
Wir versuchen so viele Gegenstände wie möglich nach und nach durch nachhaltigere Produkte zu ersetzen. Bei meiner Suche nach etwas plastikfreiem bin ich auf dieses Abtropfgestell aus Buchenholz gestoßen, das zudem noch klappbar ist! Wie cool ist das denn? Einziger „Haken“: Du musst ein Geschirrtuch unter legen, wenn du es im Inneren deines Wohnmobils verwenden willst. Machbar, oder?
Um eine zusätzliche Arbeitsfläche für drinnen und draußen zu schaffen, nutzen wir das Arbeitsbrett eines sehr bekannten Möbelherstellers, das zufälligerweise auch noch genau als Herdschutz auf unseren Gasherd passt. (Achtung: Sollte besser nicht in der direkten Nähe des Gasherds bei Benutzung aufbewahrt werden….)
Was darf in deiner Campingküche definitiv nicht fehlen? Gibt es etwas, das du im Wohnmobil schmerzlich vermisst und für das du noch keine Lösung gefunden hast?
Erzähl mir davon in den Kommentaren!