Update 2024: Aufatmen in Bulgarien!
Der bulgarische Staat hat reagiert und seit Februar 2024 die e-Vignette auch für Camper über 3,5 Tonnen verpflichtend gemacht, was bedeutet, dass sie keinen Routenpass (das eigentliche Maut-System) mehr benötigen, um Bulgarien zu bereisen!
Damit löst sich endlich das leidige Maut-Theater, das Reisende in schwereren Fahrzeugen von mehr als 3,5 Tonnen seit 2020 mitgemacht haben, in dem sie vor jeder(!) Fahrt online ihre Route festlegen, einen entsprechenden Routenpass kaufen mussten und keine Möglichkeit mehr hatten, Bulgarien entspannt zu bereisen, wenn selbst die Fahrt zum Supermarkt vorab genauestens geplant werden muss.
Auf der offiziellen Seite von BG Toll ist zu lesen, dass die e-Vignette für schwere Camper bereits im Februar beschlossen wurde und auch Fahrzeuge über 3,5t in die Kategorie M1 fallen (für die e-Vignette) und keine Maut mehr entrichtet werden muss:
Ab dem 13. Februar müssen alle Wohnmobile, unabhängig von ihrer technisch zulässigen Gesamtmasse, eine elektronische Vignette bezahlen. Bislang war für Wohnmobile der Klasse M1 mit einem Gewicht von weniger als 3,5 Tonnen eine Vignette erforderlich, während für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen eine Mautgebühr zu entrichten war. Nach den Änderungen und Ergänzungen des Straßengesetzes, die im Amtsblatt, Ausgabe 13 vom 13.02.2024, veröffentlicht wurden, müssen Wohnmobile der Klasse M1, die in der Zulassungsbescheinigung des Fahrzeugs angegeben sind, nun unabhängig von ihrer technisch zulässigen Gesamtmasse eine Vignettengebühr entrichten.
Nachdem Bulgarien nun eingelenkt hat, bleibt zu hoffen, dass auch Ungarn seine gerade neu eingesetzte Maut wieder reisefreundlicher gestaltet.
2021 hatte ich hier von unseren Schwierigkeiten berichtet und bin nun mehr als erleichtert, dass auch wir in Zukunft Bulgarien näher kennenlernen können.
Es folgt hier der ursprüngliche Artikel, dessen Infos nun der Vergangenheit in Bulgarien angehören. Leider ist das noch nicht der Fall für Ungarn, wo es nicht nur genauso nervig ist, wie hier im Artikel beschrieben, sondern zudem noch sauteuer:
Wie ihr wisst, ist unser Wohnmobil Wendy eher ein kleines Schwergewicht. Mit ihren 7,5t zulässiger Gesamtmasse stellt uns das in Bulgarien vor eine ganz neue Herausforderung, die wir so aus noch keinem anderen Land kennen. Die Maut.
Der Balkanstaat hat nämlich in 2020 eine LKW-Maut eingeführt, die es ganz schön in sich hat. Nicht kostentechnisch, nein. Aber fangen wir von vorne an:
Im März 2021 haben wir einen Transit von Griechenland über Bulgarien nach Rumänien gemacht. Wir kauften nach Vorlage unseres KFZ-Scheins eine e-Vignette und konnten das gesamte Straßennetz ganz normal benutzen. Als wir im Juni 2021 ordnungsgemäß einreisten, war uns daher nicht bewusst, dass dem Vignettenverkäufer damals ein Fehler unterlaufen sein musste. Oder er wollte uns einen Gefallen tun? Wir wissen es nicht.
Tatsächlich muss nämlich für alle Fahrzeuge über 3,5t zulässiges Gesamtgewicht die neue Gebühr zur Straßennutzung entrichtet werden und die unterscheidet sich in der Handhabung ganz beträchtlich von der bequemen e-Vignette für leichtere Fahrzeuge.
Wie funktioniert das Mautsystem in Bulgarien?
Die bulgarische Mautgebühr wird über ein anderes System entrichtet. Genaugenommen gibt es zwei Möglichkeiten. Zum Einen über eine On Board Unit mit GPS-Tracker, so wie wir es schon aus Österreich kannten. Dort bekommt man an der Grenze ein kleines Gerät zur Verfügung gestellt und das bucht von einem im Voraus bezahlten Betrag bei jeder Videokontrolle einfach ab. Sollte bei Ausreise noch ein Betrag übrig geblieben sein, so bekommt man diesen einfach ausgezahlt, wenn man die kleine On Board Unit wieder abgibt. Kein Problem, dachten wir und mussten feststellen, dass diese GPS-Tracker ausschließlich für Firmen ausgegeben werden, nicht aber an Privatleute und Touristen wie uns.
Bleibt daher nur noch die zweite Möglichkeit: der sog. Routenpass. Diesen kann man sowohl online als auch am Automaten kaufen. Mit einer Gültigkeitsdauer von nur 24h kann man sich leicht vorstellen, wie nervig die Fahrerei nun wird. Man legt Start- und Zielort fest und darf noch bis zu vier weitere Zwischenstopps hinzufügen. Die Route legt das System fest und an die muss sich gehalten werden. Puh.
Liebes Bulgarien, hier gibt es eindeutig Nachholbedarf!
Ist freies Reisen mit dem Routenpass möglich?
Wir verstehen ja, dass dieses System Sinn macht für den durchschnittlichen Truckerfahrer, der nur seine Güter von A nach B bringt. Für uns Privatleute wird schon die Fahrt zum Supermarkt zur Eventplanung.
Für also jede Fahrt auf Autobahnen und „erstklassigen Straßen“ (das „erstklassig“ bezieht sich hier nicht auf den Straßenbelag!), das sind die Hauptverkehrsstraßen, ohne die man im Grunde kaum durch Bulgarien kommt, bedarf es dieses Routenpasses. Also vor der Fahrt genauestens wissen, wo man hin mag, auf welcher Route, auf kleine Abstecher verzichten, wissen, wo man Pause macht und die Kreditkarte dauerhaft bereit halten, um die tröstlicherweise geringen Beträge abbuchen zu lassen.
Unserer Vorstellung einer entspannten Entdeckerreise durch Bulgarien entspricht diese Realität so überhaupt nicht.
Kann man die Maut umgehen?
Wir riefen bei der Hotline von bgtoll.bg an und fragten nach, ob diese Vorgehensweise deren Ernst sei und Touristen, die über ein schwereres Gefährt als 3,5t verfügen, das flexible und freie Reisen durch Bulgarien verwehrt bleiben würde. Man bejahte. Es gebe keine andere Möglichkeit. Ende. Auch ein BG-Toll Beamter am Straßenrand, so wie sie hier an jeder Ecke und hinter jedem Gebüsch versteckt herumlungern, bestätigte uns diese Tatsache etwas mitleidig.
Wir fragten in unseren Reisefamilienkreisen herum. Es gibt durchaus Familien, die mit schwerem Gefährt Bulgarien bereisten. Manche ignorierten die Maut komplett und hoffen noch, dass sie nachträglich keine Probleme bekommen würden. Andere kaufen eine e-Vignette bis 3,5t und kommen so problemlos durch die Videoüberwachung, die ja kein Gewicht messen kann. In einer Kontrolle am Straßenrand, so wie sie hier en masse stattfinden, sieht das ganze sicherlich wieder anders aus.
Achtung liebe Wohnwagenfahrer: Euch betrifft diese Regelung nicht. Auch dann nicht, wenn ihr insgesamt schwerer seid als 3,5t. Für euch gibt es eine extra Vignette für den Anhänger. Na immerhin das!
Du weißt noch nicht, ob du mit Wohnmobil oder Wohnwagen starten sollst? Vergleiche hier!
Unser Fazit zur Maut in Bulgarien
Wer das Risiko eingeht und sich die falsche Vignette kaufen mag oder gar keine, der kann sich frei bewegen.
Wem das nicht zusagt, meidet Bulgarien als Tourist besser (und lässt sein Geld im benachbarten Rumänien, die das Problem wesentlich galanter gelöst haben) oder kauft sich für jede einzelne Tour einen Routenpass über bgtoll.bg oder tollpass.bg. Die Auswahl der Strecke empfinden wir über letzteres als wesentlich einfacher und auch die Zahlung hat hier direkt problemfrei funktioniert. Achtet aber in jedem Fall darauf, dass ihr keinen Betrügern beim Kauf auf den Leim geht, denn auch diese gibt es zu Hauf sowohl online als auch im wahren Leben.
Schade Bulgarien. So disqualifiziert man sich selber. Schaut mal nach Tschechien!
Welche Erfahrungen hast du gemacht auf Bulgariens Straßen?
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